Mein erster Mailandbesuch war besser als erwartet. Im Vorfeld wurde ich bereits gewarnt, dass das eigentliche Stadtbild Mailands nicht viel hergebe. Ausser dem imposanten Duomo, der das Stadtbild prägt und einigen weiteren touristischen Sehenswürdigkeiten sei Mailand äusserlich nicht sehr attraktiv und präsentiere sich nur während der Mailänder Modewoche von seiner schönsten Seite – so zumindest das Vorurteil.
Trotz des monsunartigen Unwetters, begeisterte mich die norditalienische Metropole durch seine vielseitigen Lokale für Apéritivo (sowas sollte es mehr in der Schweiz geben), den vielen kleinen Designerläden mit der bekannten handgemachten italienischen Qualität (bei mir lediglich nur Windowshopping) und wegen der einzigartigen mediterranen Küche.
Nur das Wetter wollte am ersten Tag nicht so mitspielen. Auf den Strassen bildeten sich grosse Seen und der Marsch zum Hotel war ein Kampf gegen die herunterprasselnden Monsterregentropfen. Hinzu kamen vorbeifahrende Autos, die uns auf den schmalen Gehwegen noch so gerne nasspritzen – wie in einem Bridget Jones Film. Aber Wetter hin oder her, die Città de la Moda hat weitaus mehr zu bieten als man es vermutet und ist deshalb perfekt für ein Weekend-Getaway.
Anreise
Mailand mit der Europaaktion der SBB, Sparbillet retour mit Halbtax kostet ca. 56 CHF pro Person. Reisedauer ca. 4 Stunden. Als Alternativen gäbe es noch:
- Die schnellste Variante: SWISS-Direkflug Zürich-Mailand (Flugdauer 50min, Preis ca. 140 CHF)
- Die günstigste Variante: MeinFernbus Zürich-Mailand (45 CHF, Reisedauer ca. 3,5h)

God Save the Food




Wer genau wie ich ein Brunchlover ist, der wird sich im Lokal God save the Food pudelwohl fühlen. Im grossem loftähnlichen Lokal hat man die Auswahl zwischen frischzubereiteten Smoothies und verschiedenen amerikanisch angehauchten „gesundem“ Fast Food. Auf Empfehlung meiner Freundin Gina musste ich die Eggs Benedict mit geräuchertem Lachs in Sauce-Hollandaise probieren – Fantastico! Aber auch verschiedene Burgervariationen wie Fried Egg Burger oder Chicken Club Burger stillen den Gourmethunger. Das Essen und die Location haben seinen Preis: Pro Person wird man mit 25 Euros rechnen müssen, aber es lohnt sich!
Boccino




An der Via Tortona befindet sich das edle Restaurant Boccino. Das Interieur mit den transparenten Plexiglasstühlen und den nestartigen Designerlampen passt zu der modernen italienischen Küche. Bevor man bestellt, erhält man als Entrée vom Kellner ein Crevettencocktail und Pane fatto en casa (hausgemachtes Brot) offeriert. Unser Highlight waren die frischen weissen Trüffel geraffelt zum Kalbscarpaccio und zu den Tagliatelle. Noch frischer geht es nicht! Was mich noch überraschte war der faire Preis. Zu viert gaben wir für einen 3-Gänger und 0,5L Chianti inklusive Trinkgeld (Coperto und seperates Trinkgeld) ca. 185Euro aus. Die Gastfreundlichkeit hier ist phänomenal und die Kellner kennen die Menükarten in- und auswendig. Bereits beim Vorstellen der Hausspezialitäten läuft einem garantiert das Wasser im Mund zusammen.
Navigli Spritz


Der Spritz (Apèrol Spritz) ist ja hierzulande schon bekannt, jedoch gibt es in der Apéritivo-Bar Navigli Spritz, im gleichnamigen Quartier Navigli über 20 Variationen davon! Mittlerweile weiss ich, dass der Apéritivo in Italien eine andere Bedeutung hat als der, den wir in der Schweiz kennen. Im Gegensatz zur Schweiz wird in Italien ab 17:30 Uhr bereits zum ersten Feierabend-Drink ein Buffet mit verschiedenen Antipasti, Bruscchete, aber auch Teigwaren serviert. Also quasi ein Pre-Dinner, weil erst gegen 21:00 Uhr das eigentliche Nachtessen folgt. Für nur 10 Euro (Mindestkonsumation der Getränke) darf man sich am Buffettisch bedienen. Musikalisch läuft hier Chartsmusik und Reggaeton.
Bistro Centrale




Zum krönenden Abschluss gönnten wir uns ein zweites Mal Apèritivo im Bistrot Centrale am Hauptbahnhof in Mailand, dort wo wir bereits nach der Ankunft einen fruchtig-nussigen Espresso genossen. Der sichtbare Unterschied bei einem richtigen italienischen Espresso ist einerseits die Menge (klein muss er sein) und die Dickflüssigkeit (der Zucker muss auf dem Schaum liegen bleiben). Das Bistrot bietet ebenfalls ein Happy-Hour-Buffet mit kleinen Snacks an. Für 7 Euro genehmigten wir uns einen Apèrol Spritz und nahmen vom Buffet einen kleinen Salat und verschiedene belegte Brötchen mit Rohschinken und Tomatenwürfeln. Ausserdem findet man im Shopbereich des Bistrots Last Minute Souvenirs, um die italienische Küche mit nach Hause zunehmen. Mir persönlich gefällt die Atmosphäre, man merkt gar nicht, dass man noch am Bahnhof ist und das holzig/metallige-Interieur im shabby Chic.
Paolo Nutini in Concert



Unser Mailandtrip war nebst den kulinarischen Highlights auch der Anwesenheit eines Signore Nutini zu verdanken. Der schottische Soulsänger mit den italienischen Wurzeln gab ein Konzert im Mediolanum Forum in Mailand und wir waren mitdabei! Es war mein zweites Konzert von ihm, das Erste war noch beim Zürich Openair diesen Sommer. Seine rauchige und doch angenehme Stimme ist Balsam für die Seele. Mit seiner grossartigen Band gab er seine grössten Hits teilweise als neue Versionen zur Schau, machte einen kurzen Abstecher im Publikum und coverte auch den MGMT Hit Time to pretend.
Grosser Dank geht an Gina, die mich des Besseren belehrte, indem sie folgende Toplokale herausgesucht und diesen Trip grössenteils für uns durchgeplant hatte!