Best of Amsterdam Pride 2016

Es war garantiert der grösste Pride-Umzug in Europa, die Amsterdam Europride 2016. Zusammen mit Mike, einem guten Kollegen von mir, war ich für ein verlängertes Wochenende dort, um die Parade hautnah mitzuerleben. Es war meine erste Europride und auch erst mein zweiter Besuch in dieser wunderbaren Stadt an der Amstel. Während der Prideweek war das grosse Engagement der Stadt und sämtlicher Partner waren omnipräsent – man könnte fast schon sagen, dass sich die ganze Stadt im Regenbogenmantel präsentierte: Von den knalligbunten Trams, bis hin zu zahlreichen hippen Läden mit ihren aufgehängten Fahnen und selbst einige Kirchen bekannten Farbe und demonstrierten auf diese Weise ihre Solidarität für die LGBTI-Community.

Donnerstag Frühmorgens landete ich in Amsterdam und machte mich anschliessend auf dem Weg zum gemieteten AirBnb-Apartment im zentralen Quartier De Pjip. Meinem Kollegen Mike, der bereits einige Stunden vorher ankam, gelang es mich bei der Ankunft völlig vom Hocker zu hauen: Eine Flasche Champagner, stand schon gekühlt als Welcomedrink bereit und für die kommenden Tage waren auch schon zwei Mietfahrräder gemietet. Gibt es etwas besseres als mit dem Fahrrad durch die Stadt zu cruisen?

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Die drei Amsterdamerkreuze im neuen bunten Gewand anlässlich der Europride 2016 (Foto: Zenz).

 

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Citytour by Bike (Foto: Zenz).
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Ein Tag vor der Parade war es bei vielen Grachten noch ruhig (Foto: Zenz).
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Solidarität auch von den Kirchgemeinden anlässlich der Europride 2016 (Foto: Zenz).

The Student Hotel

Mike kommt zwar genau wie ich aus Zürich, zählt aber fast schon als Local in Amsterdam. Schliesslich spricht er fliessend Holländisch und kennt die coolsten Quartiere der Stadt, die er während seines Austauschsemesters und und seinen unzähligen Aufenthalten seither. Auf unserem Plan stand auch ein Besuch in seinem ehemaligen  Studenten-Wohnheim «The Student Hotel» in Amsterdam West an. Wer etwas länger vor hat in Amsterdam zu bleiben, ist hier definitiv an der richtigen Adresse. Die Mietpreise für Langzeitaufenthalte sind recht human, (vorrausgesetzt man ist an einer Amsterdamer Uni eingeschrieben) und im Erdgeschiss befindet sich eine hippe Bar im «shabby chic»-Look mit Spielhalle, die der Öffentlichkeit offen steht.

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Word! (Foto: Zenz)
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Spielhalle des Student Hotel in Amsterdam West (Foto: Zenz).

Reguliersdwarsstraat

Während der Pride war die Reguliersdwarsstraat der «Place to be» – es hat mich ca. drei Tage gebraucht bis ich diese Strasse richtig aussprechen konnte! Das Prik ist tagsüber bei der Gaycommunity ein beliebter Treffort, um sich unter die Leute zu mischen. Am späteren Abend waren die Strassen dermassen voll, dass man erst nach einigen Versuchen die Bars für einen Longdrink erreichen konnte. Das Publikum auf den Strassen war sehr durchmischt, genau wie die Bar– und Clubszene an der Regulierdwaarstraat.

Es war definitiv ein Erlebnis in dieser Masse „eingezwängt“ zu sein und die Strassenparties mitzuerleben. Aber auf die Dauer war es dann doch etwas zu eng für meinen Geschmack. Schnell suchten wir also einen Club auf und schafften es dann doch nach längerem Anstehen in den Soho Club rein, wo 90er Jahre Hits und heutige Dancetracks in voller Lautsärke aufgelegt wurden. Wir hatten einen Riesenspass und tanzten bis in die frühen Morgenstunden. Mitträllern erlaubt!

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Beliebter Treffpunkt, das Prik (Foto: Zenz).
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Schnelles Durchkommen unmöglich (Foto: Zenz).

 

Die Canalparade

Am Samstag war dann der grosse Tag der Canalparade, insgesamt präsentierte sich eine Flotte von 80 Booten von verschiedenen LGBTI Organisationen und Sponsoren, welche vom Westerdok losfuhren durch die Prinsengracht, Amstel, Nieuwe Herengracht bis zum Oosterdok. Die ganze Parade dauerte 4 Stunden und auf den Strassen herrschte ein riesiges Fest. Wir suchten uns ein geeignetes Plätzchen am Ufer der Prinsengracht, um allen Booten zuzusehen und mitzujubeln. Die Euphorie und das Gemeinschaftsgefühl war einfach nur überwältigend und das Motto Join Our Freedom» kam so richtig gut rüber. Auf dem ersten Boot war soger ESC-Gewinnerin und Aktivistin Conchita Wurst zu sehen, welche der Veranstaltung gleich ihr Gesicht lieh.

Die Parade erinnerte etwas an die Streetparade in Zürich: Es gab auch viele kostümierte Besucher, jedoch stand hier die politische Message klar im Vordergrund. Im Gegensatz zur Streetparade, die über die Jahre ihren Demonstrationscharakter verloren hatte. Es war mein erstes Mal die Europride hautnah zu erleben, welche jährlich in einer anderen «Host City» durchgeführt wird. Besucher kommen aus der ganzen Welt und für die Stadt ist diese Grossveranstaltung sicherlich ein gutes Destinationsmarketing, an der sich Amsterdam, wie es zu erwarten war, als weltoffene Bühne für Toleranz, Gleichheit und Freiheit präsentieren konnte und somit ein starkes Zeichen hinaus in die Welt gesendet werden konnte. Ich hoffe stark, dass sich noch viel mehr in diese Richtung tun wird und dass auch in gewissen rückschrittlichen Ländern endlich die Impulse ankommen und ein Umdenken stattfinden wird, sodass LGBTI nicht mehr kriminell verfolgt werden.

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Das erste Boot mit den prominenten Testimonials, darunter Conchita Wurst (Foto: Zenz).
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Coexist – World Religion Boat (Foto: Zenz)
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Nein zur Diskriminierung! (Foto: Zenz)
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Braveheart? Unser Kollege Aaron und sein BF im Schottenoutfit! (Foto: Zenz)
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Dragqueens aus dem Märchenland (Foto: Zenz).
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Ausgelassene Stimmung auf den Grachten (Foto: Zenz).
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„The Gents“ feiern zusammen mit Bette Midler auf eine erfolgreiche Europride! (Foto: Zenz)

 

 

 

 

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