Bereits zum dritten Mal in Folge durfte ich das Zermatt Unplugged Festival vor Ort besuchen und meine Eindrücke während 48h für euch dokumentieren.
Kaum ein anderes Festival in der Schweiz bietet ein solch gelungenes Rundumerlebnis: Auftritte nationaler und internationaler Newcomer, etablierte Showgrössen, unterschiedlichste Bühnensettings, aber auch eine grosse Auswahl an abwechslungsreicher Festivalverpflegung. Das Zermatt Unplugged sorgte auch in seiner 10. Ausgabe für unvergessliche Momente umgeben von schönster Natur!

Zermatt Unplugged 2017: Neue Formate
Von Jahr zu Jahr setzt das Festival-OK rund um Festivaldirektor Thomas Sterchi neue Trends und erprobt neue Set-Ups. Neu hinzu kam das Format «Artist in Residence», wobei einige auserwählte Künstler an mehreren Tagen jammen. Wie zum Beispiel die Londoner Jazzformation „Ronnie Scott’s Allstars“, welche jeweils zu später Stunde die Bar des Mont Cervin Palace mit Evergreens und Impros bespielten und dabei auch weitere Acts für jeweils einen Song auf die Bühne holten. Das noble 5* Hotel Mont Cervin Palace wurde dabei zum geheimen Jazzclub umfunktioniert. Geheim insofern man nicht wusste, wer am jeweiligen Abend als Special Guest hinzukam.
Eine weitere Überraschung war das Format «Pop-Up-Artists». In ganz Zermatt wurden kurzerhand unterschiedlichste Schauplätze zu spontane Bühnen ummodelliert. Über Social Media erfuhr man dann jeweils sehr kurzfristig von den Gigs. Am wahrscheinlichsten war es aber ohne Vorahnung den Klängen zu folgen, die in ganz Zermatt zu hören wahren. Kaum zurückgekehrt von der ersten Mittagsverpflegung kamen wir an der bedienten Terrasse des Zermatterhofs. Auf gemütlichen Rattansofas und Stehtischen beobachteten wir das Geschehen rund um das Duo «Les Fils du Facteur» aus der Westschweiz. Mit einer selbstgebauten, überdimensionalen Jukebox überliessen sie den Zuschauern freie Songwahl und sorgten somit für grosses Gelächter und tolle Unterhaltung. Da kann es auch gleich vorkommen, dass der Klassiker «Twist & shout» gleich drei Mal innert 30 Minuten gespielt wird. «We have to play it, it’s a jukebox!» war die Antwort auf die rigide Songwahl ihres Zermatter Publikums.

Neues Taste-Village
Für das leibliche Wohl sorgte das öffentlich zugängliche Taste-Village neben der Zeltbühne. Auf den ersten Blick muss man wegen der Infra mit den Foodständen als Chaletdorf sofort ans «Zürcher Wiehnachtsdorf» am Bellevue denken. Aber hier hat man noch die originale Bergkulisse und das Lagerfeuer wurde nicht nur zum Aufwärmen, sondern auch zum Grillieren genutzt. Nebst der typischen Festivalverpflegung wie Pizza, Flammkuchen und deftigen Burgern, gab es natürlich auch gewohnt typische Schweizer- und Walliserspezialitäten. Neu gab es von Globus eine Luxus-Festival-Verpflegung – beispielsweise Ruinart Blanc de Blanc Champagner mit Austern oder Kaviar. Auch für Vegetarier gab es mehrere Optionen: Gemüse-Würmli von Mapé, grünes Thaicurry von Hiltl oder sogar vegetarisches Sushi vom Zermatter Sushi-Restaurant Myoko.
Riesig gefreut hatten wir uns bereits auf unser herzhaftes «Glamrock» Fondue mit Champagner und Trüffel, welches traditionell im Chalet Ferdinand by Cervo serviert wurde. Als Appetizer gabs dafür einen gemischten Salat mit feiner Vinaigrette.


Gemütliches Lauschen vor der New Talent Stage
Nach dem ersten Rundgang im Taste Village zog es uns vor die New Talent Stage. Hier kamen wir zum ersten Mal mit der amerikanischen Sängerin Annie Goodchild in Berührung, die einen Mix aus selbstgeschriebenen Songs und Jazzcovern sang. Anschliessend trat das britische Akustikduo Ida Mae mit einem Mix aus Blues, Folk und Grunge auf als käme er direkt aus dem Mississippi-Delta. Die New Talent Stage war mit dem Festivalpin (auch ohne Konzertticket) zugänglich und zählte wegen seiner intimen Openair Atmosphäre zu meinen liebsten Konzertbühnen des ganzen Festivals. Am Folgetag durften wir schliesslich auch den Appenzeller Musiker Marius Bär live erleben. Sein Markenzeichen ist definitiv seine kratzige Stimme mit der er eigene Songs und zwei Paolo Nutini Covers «Iron sky» und «Better Man» spielte. Auch unplugged wusste er gekonnt das Publikum in seinen Bann zuziehen.



Rarer Auftritt von Paolo Nutini
Mit einem neuen Rekord als „DAS schnellste ausverkaufte Konzert in der Unplugged-Geschichte“ war Paolo Nutini der Star des Festivals. Bereits vor dem Konzert kündigte der Moderator an, dass Nutini nicht primär für Charthits bekannt sei, aber mehr, dass es seit Beginn des Festivals ein Herzenswunsch gewesen sein ihn nach Zermatt zu holen. Seine unverkennbare Stimme und seine authentische Art haben ihm eine grosse Schar an Fans weltweit zu verdanken. Zum Teil waren seine Fans von weit her angereist, unter anderem auch von seinem Heimatland Schottland. Nur um ihn im Bergdorf Zermatt an seinem einzigen (!) Konzert in Europa dieses Jahr noch erleben zu können. Geschwärmt hatte Nutini von den hausgemachten Schnäppsen und gleich zweimal trat er als Überraschungsgast bei den Ronnie Scott’s im Mont Cervin Palace für eine intime Songsession auf. Leider verpassten wir diese spontane Aktion nur um wenige Minuten, da er erst kurz vor Konzertschluss zwischen 2 und 3 Uhr morgens auftrat und wir uns da bereits auf dem Heimweg zurück zum Hotel befanden.


Ein Herz und eine Seele – Jess Glynne
Unser zweiter Konzertabend im grossen Zelt war ganz dem Soul/Funk/RnB von Jess Glynne gewidmet. Die Britin hat mit ihrem Soloalbum «I Cry When I Laugh» bereits dreimal Platinstatus erreicht und auch hierzulande kennt man ihre Hits wie «Take Me Home», «Hold My Hand» und den weltweiten Hit „I’d Rather Be“ zusammen mit Clean Bandit. Aufgefallen ist besonders ihr Bühnenstyling: Ein flashiges Glitzerpaillettenoutfit mit Schlaghosen und Plateauschuhen sorgten für 70ies-Vibes. Sogar ihre „Big Band“ sorgten funky Move für gute Laune beim Publikum. Die Uptemponummern verführten schnell zum mittanzen. Vor dem Anspielen der akustischen Version von «My Love» appelierte die Sängerin zu mehr gegenseitigem Respekt und Liebe. Dieses Lied hatte sie den Opfern des letzten Attentats in Schweden gewidmet. Das Mitgefühl kam eindeutig rüber und das gesamte Zelt verwandelte sich in ein einziges Lichtermeer – Die Message war eindeutig im Publikum angekommen!

Fazit
Im Jahr 2007, dem Gründungsjahr des Zermatt Unplugged Festivals, wurde Zermatt erstmals auf der Karte der internationalen Openairszene sichtbar: Mit neun Konzerten auf zwei Bühnen startete das Dreitagesfestival unter anderem mit Auftritten von Chris de Burgh, Starsailor und dem Schweizer Reggae-Artist William White. Heute, zehn Jahre später, hat sich das Unplugged zu einer festen Institution in der ganzen Tourismusregion Zermatt aber auch für Liebhaber von akustischer Musik in all seinen Facetten entwickelt. Ein ausgeklügeltes Fünftagesprogramm auf insgesamt 16 Bühnen und über 80 performenden Artists lockten diesmal rund 30’000 Besucher an.
Besonders spannend war dieses Jahr auch die Einbindung der mobile Zermatt Unplugged App, die einem beispielsweise via Pushnachricht über anstehende Konzert informierte oder einem auch ermöglichte seine eigene Favoritenübersicht zu erstellen, die einem bei der Auswahl der Konzerte sehr behilflich sein konnte.
Für mich ist das Unplugged immer wieder eine tolle Plattform neue Künstler kennenzulernen, von denen ich zuvor noch nichts gehört hatte und mit der App wurde ich noch schneller mit den jedweiligen Spotify-Playlists oder den Youtubechannels vertraut.
Die Festivalsaison 2017 ist somit offiziell eröffnet und für die treuen Unplugged Fans unter euch gilt es sich den 10. bis 14. April 2018 für die 11. Ausgabe des Zermatt Unpluggeds frei zu halten!
Weitere Infos unter: www.zermatt-unplugged.ch
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